Die Forschung zur Künstlichen Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte auf unterschiedlichen Gebieten erzielt. Hieraus ergeben sich für viele Bereiche ganz neue Möglichkeiten im Hinblick auf eine höhere Effizienz und Automatisierung. Gerade für Branchen, in denen typischerweise große Mengen an Textdaten in Form von Dokumenten anfallen, kann der Einsatz von KI sehr attraktive Vorteile bieten. So lassen sich auch im Rechtswesen traditionell manuelle Arbeiten automatisieren. Etwa um Entscheidungen in Rechtsangelegenheiten wie Gerichtsurteilen oder Streitbeilegungen zu treffen, nutzen Juristen spezielle Argumentation und Logik. Hier kann die Rechtstechnologie helfen, indem sie die besten Strategien und logischen Überlegungen auf der Grundlage von juristischem Hintergrundwissen und Prinzipien empfiehlt.
Der Bereich LegalTech bündelt dabei im weitesten Sinne innovative Technologien, um rechtliche Prozesse zu verbessern. Sowohl von akademischer als auch von praktischer Seite erfährt er immer mehr Aufmerksamkeit. Die wachsende Nachfrage nach neuartigen technologischen Lösungen hat zu einer Vielzahl von LegalTech-Startups rund um den Globus geführt – auch in Deutschland.
Überblick, wie KI im Rechtswesen unterstützt
An der CIT hat sich ein interdisziplinäres Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Florian Matthes, Lehrstuhlinhaber für Software Engineering for Business Information Systems (sebis), mit dem Thema befasst und den „Legal AI Use Case Radar 2024“ entwickelt. Die Doktoranden Juraj Vladika, Stephen Meisenbacher und Nektarios Machner konzentrieren sich dabei auf verschiedene Aspekte der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP). Ihr kombiniertes Fachwissen in diesem Bereich und ihr gemeinsames Interesse an Rechtstechnologien haben die Arbeit hinter dem sogenannten „Legal AI Use Case Radar 2024“ in den vergangenen eineinhalb Jahren vorangetrieben. Im Juli 2024 veröffentlichten sie nun den „Radar“ als Webseite und Report zum kostenlosen Download.
Die Webseite stellt die neuesten und innovativsten Anwendungsfälle für KI im deutschen Rechtsraum vor. Sie fasst die Erkenntnisse aus 49 wissenschaftlichen Publikationen und mehr als 50 Interviews mit Nutzern und Anbietern von Legal AI übersichtlich grafisch zusammen. Ferner erlaubt sie den schnellen Zugriff auf alle Anwendungsfälle, unterteilt nach Kategorien und angeordnet nach Anzahl der Erfahrungsberichte. Die Informationen aus den Interviews fassten die Wissenschaftler einheitlich strukturiert zu anonymisierten Erfahrungsberichten zusammen. Diese geben Aufschluss über die tatsächliche Nutzung von KI in Deutschland.
Ergänzend zur Webseite schlüsselt der 72 Seiten umfassende Bericht „Legal AI Use Case Radar 2024“ die identifizierten Anwendungsfälle auf und vermittelt zusätzliche Erkenntnisse aus der laufenden Studie. Jährliche Updates des „Radars“ und des Reports sind geplant.